Victoria Durán, zweiter Preis der Informatik-Olympiade für Mädchen – Siegerin beim spanischen Landeswettbewerb Mathematik.
Victoria Durán, Schülerin der Oberstufe der Deutschen Schule Madrid hat den stolzen, zweiten Platz der Informatik-Olympiade für Mädchen belegt. Wie Victoria (18 Jahre alt) im Interview mit der Tageszeitung El País beschreibt, hat sie Mathematik und Informatik „schon immer“ geliebt, dank ihres Bruders und einem ihrer Lehrer an der Deutschen Schule in Madrid, Herrn Hess. Da sie mit Abitur und dem zweiten Jahr des Bachillerato nicht genügend ausgelastet war, beschloss sie, an der ersten Ausgabe der Olimpiada Informática Femenina teilzunehmen, bei der sich die Teilnehmerinnen Programmieraufgaben stellen müssen. „Ich habe mich angemeldet, um es zu versuchen, obwohl ich mich mehr auf die Schule konzentrieren wollte.“ Sie hat jedoch die ersten Etappen bestanden und wurde Zweite, was ihr ein Ticket für die Nationalmannschaft bescherte, die im Juni an der Europa-Olympiade (European Girls’ Olympiad in Informatics – EGOI) teilnehmen und einen weiteren Schritt zur Überwindung der digitalen Kluft zwischen den Geschlechtern machen wird. Sie erzählt, sie habe immer schon an Mathe-Wettbewerben teilgenommen, genau wie ihr älterer Bruder, der ihr Vorbild war. Als sie in die fünfte Klasse kam, war ihr Mathe-Lehrer Dr. Hess ihre Inspiration, weil er sich viel Zeit für die Schüler genommen habe. Er sei immer bereit gewesen, den Kindern zu helfen und sie zu motivieren. Er stand auch in Kontakt mit den Leuten, die Wettbewerbe organisierten und ermutigte seine Schüler stets sehr, an diesen Veranstaltungen teilzunehmen. Es gab ein außerschulisches Fach in Mathematik, das auf diese Wettbewerbe vorbereitete, und Victoria hatte sich mit Freunden dazu angemeldet. Sie erzählt begeistern, es habe sehr viel Spaß gemacht, weil das ganze Team zusammenkam und sie nach dem Training Pizza essen gegangen seien. Es sei eben nicht das Gleiche, so etwas alleine anzufangen, besonders wenn man noch klein ist. Der Bruder habe das auch gemacht und das habe sie auch motiviert, als sie den älteren Jungs zugesehen habe.
Victoria gesteht, sie habe keinen Gewinn erwartet, sondern sich um der Anmeldung willen angemeldet und als sie die Ergebnisse sah, konnte sie es kaum glauben. Geübt werde mit einer Excel-Datei mit verschiedenen Problemen, denen die Schüler folgen müssen. Außerdem gäbe es auch von Zeit zu Zeit Quizspiele zur Vorbereitung. Wenn sie mit der Schule fertig ist, wolle Sie im nächsten Jahr Mathematik studieren. Victoria sagt, sie möge Programmierung, aber nicht so sehr Betriebssysteme. Trotzdem schließe sie nicht aus, in Zukunft etwas Berufliches damit zu machen. Das Gute sei, dass sie es gelernt habe und sie sei sicher, dass es ihr helfen werde. In Zukunft werde es fast so sein, als wäre man Analphabet, wenn man keine Ahnung von Informatik hat.
Auf den Gender Gap in Informatik angesprochen gibt Victoria zu bedenken, das reiche weit zurück. Man könne sehen, dass es viel mehr Jungen als Mädchen im MINT Bereich gebe. Aber sie denke, es läge daran, dass man, wenn man jünger ist, die Älteren als Referenzen sieht und leider seien die bekanntesten Wissenschaftler Männer. Aber sie denke auch, der Trend ändere sich. Viele ihrer Freundinnen wollen wissenschaftliche Berufe studieren.
Sie glaube auch, diese Initiative der Frauen-Informatik-Olympiade trage dazu bei, die digitale Kluft zu überwinden. Das Gute daran sei auch, dass es einige Erstklässler gebe, die sich in einer Gruppe angemeldet haben. Das kann anderen wirklich helfen, diese wissenschaftlichen Berufe kennen zu lernen.
Nur 12 % der Studenten von Studiengängen mit Bezug zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Spanien sind Frauen, im Vergleich zu 19 % des OECD-Durchschnitts, so die neuesten Daten, die im Bericht Panorama der Bildung 2017 gesammelt wurden. Victoria Durán ist der Meinung, dass es sehr wichtig ist, die Schüler von klein auf zu ermutigen: „Es ist nicht zwingend notwendig, dass die Leute es mögen, aber das Problem ist, dass viele es als eine Verpflichtung und Zeitverschwendung ansehen, weil sie nicht sehen, wie nützlich sie sind“.
Dr. Albrecht Hess, der Lehrer, der Victoria so sehr inspirierte, lehrt seit 3 Jahrzehnten an der Deutschen Schule Madrid. Letztes Jahr hat der den Smartick Preis 2020 für den besten Dozenten erhalten. Hess, der an der technischen Universität Dresden Lehramt studiert hat, gewann selbst mit 16 Jahren die Mathematik-Olympiade, was ihn damals nach eigener Aussage zum Weitermachen und besser werden anstachelte.
Thomas Dietl, der Vorstandsvorsitzende des Schulvereins sagt die Deutsche Schule Madrid sei sehr stolz auf Victoria und man lege an der Schule generell einen starken Fokus auf die MINT Fächer (Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik) zusätzlich zur Stärke der Deutschen Auslandsschulen, die im sprachlichen Bereich liegt. Der Erfolg Victorias sei ein Beweis was guter Unterricht im Zusammenspiel mit exzellenten und engagierten Lehrern bewirken kann.
Das Ergebnis der aktuellen PISA-Studie in Deutschland hat ergeben, dass inzwischen 25% der Jahrgangskohorte 9 zur Risikogruppe in Mathematik gehören (Risikogruppe bedeutet, dass die Schüler/innen die von der KMK definierten Mindeststandards nicht erreichen). Dass das an der DS Madrid anders ist, bedarf keiner besonderen Erwähnung: Jährlich nehmen ca 250 Grund- und Oberschüler an der Mathematikolympiade teil, Teams und Schüler/innen der DSM reüssieren regelmäßig bei den verschiedenen spanischen und deutschen Wettbewerben des Sitzlandes; Defizit bezogene Förderstrukturen auf den Klassenstufen 5&6 sowie 9-12 sind fest etabliert, im Vertretungskonzept hat der Übungsbereich im Fach Mathematik einen prononcierten Platz; im Abitur liegen die Leistungen unserer Schüler deutlich über dem KMK-Regelstandard. Dass die an der DSM erworbenem Fähigkeiten und Fertigkeiten im mathematisch-naturwissenschaftlich-informationstechnologischen Bereich anschlussfähig sind, zeigen die Studienerfahrungen unserer Alumni, die zT an renommierten Universitäten erfolgreich studieren. Wir sehen, dass das gleichberechtigte Nebeneinander von Defizit bezogener Förderung und Begabungs- bzw. Begabtenförderung – letztere seit vielen Jahren, unter der Leitung von Dr. Albrecht Hess, Früchte trägt.
Zu seinen Schülern gehören auch: Ricardo Martín, der erste spanische Student, der die Silbermedaille bei der Internationalen Physik-Olympiade (IPhO) gewann; Javier Gómez, der erste Doktorand der ersten Förderung von ESTALMAT (ESTimulo del TALento MATemático Programm), jetzt Professor in Princeton; Pablo Boixeda, ein internationaler Olympiasieger, der nach seinem Mathematikstudium in Cambridge seine Diplomarbeit am MIT (Massachusetts Institute of Technology) abschließt; Jimena Lozano, Gewinnerin der iberoamerikanischen Olympiade mit einem herausragenden Ergebnis und Miguel Valdivieso, Gewinner des deutschen Bundeswettbewerbs 2020 und Goldmedaille bei der spanischen Mathematikolympiade 2021 (Somit zählt er zu den 6 Schülern, die Spanien auf der nächsten Internationalen Mathematik-Olympiade vertreten wird). Darüber hinaus hat er Jahr für Jahr seine Schüler auf dem Podium des angesehenen schulübergreifenden Wettbewerbs „Joaquín Hernández“ platziert.
In diesem Schuljahr haben sich, trotz der besonderen Umstände, weitere 18 Schüler/innen bis in die Landesrunde der Mathematikolympiade qualifizieren, in der nochmals 10 Urkunden vergeben werden konnten. Es erhielten eine Goldmedaille: Jimena L. (12), Miguel V. (12) und Klaas B. (5), eine Silbermedaille: Alejandro K. (11), David M. (7) und Victor E. (5), sowie eine Bronzemedaille: Victoria D. (12), Raúl Kl. (6) und Teresa G. (5); eine Anerkennung zudem für Deniz D.
Zudem konnten sich Jimena, Miguel und Alejandro für die Bundesrunde qualifizieren, wo sie in einer Auswahl von 11 Schüler/inne/n weltweit aus Deutschen Auslandsschule durchgesetzt haben!
„An der Deutschen Schule Madrid tragen wir kein angeborenes Gen in unserer DNA, das uns für Mathematik prädisponiert. Wir sind auch keine Studenten mit tadellosen Zeugnissen. Was uns von anderen unterscheidet, ist unsere Begeisterung und Herr Hess“, so die Schüler in ihrer Nominierung für den Preis.
Bibliografie:
Mathematikolympiade Landesrunde – DSM
Sieger Bundeswettbewerb Mathematik – DSM
La Olimpiada Informática Femenina ayuda a romper con la brecha digital – El País
