Abiturfeier an der Deutschen Schule Valencia

An der Deutschen Schule Valencia wurden letzte Woche in einem feierlichen Akt die Abiturzeugnisse übergeben. Prof. Dr. José-Vicente Oliver, Vorstand der DS Valencia, hielt zum gegebenen Anlass eine bewegende Rede, die den Weg, den die Schüler und Schülerinnen, und mit ihnen auch ihre Eltern, bis zu diesem großen Tag gingen, und welcher auch nicht ohne Mühen war, sehr schön beschreibt. Die Rede erinnert auch daran, welche Verantwortung wir alle den Schülern und Schülerinnen gegenüber haben, ab dem Moment, in dem sie an einer Deutschen Auslandsschule eingeschult werden. Wir gratulieren den Abiturienten und Abiturientinnen sehr herzlich zu ihrem Erfolg.

Rede Abitur 2025:

Sehr geehrter Herr Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Valencia,sehr geehrtes Schulleitungsteam,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands der Deutschen Schule Valencia,
sehr geehrtes Lehrerkollegium,
liebe Elternvertreterinnen und Elternvertreter,
liebe Mitglieder des Abifeier-Komitees,
liebe Familien und Begleitpersonen,
vor allem aber: liebe Abiturientinnen und Abiturienten,

einen wunderschönen guten Abend Ihnen allen und herzlich willkommen zu dieser ganz besonderen Feier an unserer Schule.

Wir sind da. Wir haben es geschafft.
Heute feiern wir den Abschluss eines Kapitels, das vor vielen Jahren begonnen hat – damals, als die meisten von euch kaum wussten, wie man sich die Schuhe zubindet. Einige konnten es noch gar nicht.
Heute beenden 63 Schülerinnen und Schüler ihre Schulzeit an der Deutschen Schule Valencia mit dem Abitur – dem höchsten Schulabschluss des deutschen Bildungssystems. Und das ist alles andere als selbstverständlich.

Ich möchte mit einem tief empfundenen und aufrichtigen Dank an alle Eltern beginnen.
Danke, dass Sie über all die Jahre dem Bildungsprojekt dieser Schule Ihr Vertrauen geschenkt haben.
Danke, dass wir Teil der Entwicklung Ihrer Kinder sein durften, dass Sie uns die Begleitung auf diesem so entscheidenden Wegabschnitt ermöglicht haben.
Danke, dass Sie an dieses kleine Stück Deutschland in Valencia geglaubt haben – mit seinen 116 Jahren Geschichte, in denen Tausende von Schülerinnen und Schülern diese Schule durchlaufen haben.
Eine Institution mit Vorbildcharakter in unserer Stadt, die sich stets ihrem deutschen Bildungsauftrag verpflichtet gefühlt hat.
Ein Modell, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern Menschen bildet.

Heute feiern wir den 46. Abiturjahrgang seit Einführung des Abiturs an unserer Schule im Jahr 1979.
Ihr gehört nun zu einer ganz besonderen Gemeinschaft: den valencianischen Abiturientinnen und Abiturienten – etwa 2.000 insgesamt –, die im Laufe der Jahre ein lebendiges, einflussreiches Netzwerk gebildet haben.
Ein Netzwerk, das sich nicht nur über Deutschland und Spanien erstreckt, sondern in viele Teile der Welt reicht.
Und ab heute seid auch ihr Teil dieses Gefüges – einer Gemeinschaft, deren verbindendes Element der gemeinsame Weg durch diese Schule ist.
Das ist ein Band, das bleibt.
Etwas, das euch für immer begleiten wird.

Und ihr habt in diesem Jahr Geschichte geschrieben:
Ihr habt den besten Notendurchschnitt in der Geschichte des Abiturs an dieser Schule erreicht. Herzlichen Glückwunsch!
Ein Meilenstein, der nicht aus Zufall entstanden ist, sondern Ergebnis eurer Ausdauer, eures Engagements – und ja, auch der Unterstützung und des Einsatzes eurer Familien und Lehrkräfte.

Aber das ist nicht alles: Zehn von euch haben einen weiteren Rekord aufgestellt – sie waren 16 Jahre lang an unserer Schule.
Ihr habt in der inzwischen abgeschafften Gruppe KG0 begonnen.
Gerade zwei Jahre alt wart ihr, als ihr im September 2009 zum ersten Mal durch dieses Tor getreten seid: Cristina Gallego, Lola Ennemoser, Diego Urchueguía, Natalia Pavlitzek, Héctor Wölflick, Marc Bordon, Anna Suñer, Juan Iquino, Ainhoa Gómez und – mein Sohn – Lucas Oliver. Und hier seid ihr.
Danke, Teresa, Doro, Christina – hier sind eure Kinder.

Gemeinsam mit all jenen, die später – im Kindergarten oder in der C-Schiene – dazugekommen sind, habt ihr unzählige Stunden an dieser Schule verbracht, fast so viele wie zu Hause.
Und ihr seid geblieben – bis heute, zum Abschluss eines bedeutenden Lebensabschnitts.
Ihr habt Durchhaltevermögen und Resilienz bewiesen.
Und ihr habt das Leben genossen.
Auch wenn es euch nun drängt, aufzubrechen und Neues zu entdecken – glaubt mir:
Eines Tages werdet ihr auf diese Klassenräume, diesen Pausenhof, diese Flure zurückblicken – nicht mit wehmütiger Nostalgie, sondern mit großer Zuneigung.
Denn hier habt ihr das Schönste erlebt (eure Kindheit) – und das Schwierigste (eure Jugend).

Doch diesen Weg seid ihr nicht allein gegangen.
Ihr seid natürlich unter dem Schutz und der Fürsorge eurer Familien aufgewachsen.
Aber auch unter der Anleitung eines herausragenden Lehrerkollegiums.
Lehrerinnen und Lehrer, die ihr Leben dem Lehren, Begleiten und Bilden widmen.
Viele von ihnen haben ihre Heimat, ihre Familien und Freundinnen und Freunde in Deutschland hinter sich gelassen, um hier in Valencia ein solides, anspruchsvolles, modernes Bildungssystem zu vermitteln – eines mit tiefen Wurzeln, die bis ins Preußen des 18. Jahrhunderts reichen.
Ein System, das durch Wilhelm von Humboldt Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt, in der Weimarer Republik modernisiert und im heutigen föderalen Deutschland weiterentwickelt wurde.
Ein System, das auf die ganzheitliche Bildung des Menschen abzielt – mit besonderem Fokus auf kritisches Denken, persönliche Autonomie und Wissenschaftlichkeit.
Ein starkes Modell, das sich im Kern kaum verändert hat und das Menschen mit Berufung, Leidenschaft und Hingabe formt.
Liebe Lehrerinnen und Lehrer, als großartige Träger dieses Erbes gilt euch heute unser herzlichster Dank.

In einer Zeit, in der vorschnelle Urteile und Etiketten dominieren, hört man oft, ihr seid die „Generation aus Glas“.
Zu behütet aufgewachsen.
Alles zu leicht gehabt.
Egoistisch.
Nicht vorbereitet.

Als Mitglied und ehemaliger Vorsitzender dieses Vorstands, aber auch als Universitätsprofessor mit über drei Jahrzehnten Erfahrung – täglich im Austausch mit jungen Menschen, die kaum älter sind als ihr –, sage ich ganz klar: Es reicht!

Ich sehe keine zerbrechliche Generation.
Ich sehe junge Menschen, die mitten in ihrer Jugend eine weltweite Pandemie durchlebt haben.
Die die Auswirkungen des Klimawandels hautnah erfahren – wie bei der DANA.
Die sich mit einer komplexen Weltlage konfrontiert sehen, voller Unsicherheiten, Konflikte, Nationalismen, Populismen und spaltender Hassreden.

Und dennoch steht ihr hier. Stark. Mutig. Klar. Engagiert.

Wir haben an der Deutschen Schule alles darangesetzt, euch auf diese Welt vorzubereiten.
Wir haben euch eine Bildung vermittelt, die auf festen demokratischen Werten fußt – auf Respekt, Integration, Offenheit.
Denn wir sind, und wir wollen es bleiben, ein Ort der Begegnung.
Wir haben euch Werkzeuge an die Hand gegeben – nicht nur intellektuelle, sondern auch menschliche.
Wir haben euch gelehrt, zu denken, zu zweifeln, zuzuhören, zu hinterfragen.
Wir haben euch geholfen, das zu entwickeln, was im Deutschen Selbstbewusstsein heißt: Vertrauen in euch selbst.
Diese tiefe, ruhige Sicherheit, die sich Herausforderungen stellt.
Die nicht laut ist, aber mit Klarheit spricht.
Die hinschaut – und hilft.
Und das ist, ohne Zweifel, eure stärkste Waffe für die Zukunft.

Also nein – ihr seid keine Generation aus Glas.
Ihr seid die Generation aus Stahl.
Wie dieses edle Metall – geschmiedet in der Herausforderung, geformt mit Einsatz, poliert mit Werten – und mit einem Glanz, der nicht vergeht.

Nun liegt es an euch, den nächsten Schritt zu gehen.
Einige von euch werden hierbleiben, andere werden Grenzen überschreiten – vielleicht nach Deutschland –, um zu studieren oder neue Wege zu gehen.
Welchen Weg ihr auch wählt – vergesst nie, wer ihr seid und woher ihr kommt.
Tragt eure Schulzeit mit Stolz.
Bewahrt euren kritischen Geist, eure Neugier, eure Offenheit gegenüber der Welt.
Immer mit Demut, aber auch mit innerer Stärke.
Wachst weiter, lernt weiter, macht Fehler, kämpft.
Und vor allem: Bleibt gute, integre, engagierte Menschen.

Im Namen des Vorstands der Deutschen Schule Valencia wünschen wir euch von Herzen alles erdenklich Gute für euren weiteren Weg.

Herzlichen Glückwunsch, Abiturjahrgang 2025!
Genießt diesen besonderen Abend in vollen Zügen – bewahrt ihn für immer in euren Herzen.
Feiert ausgelassen, lacht, tanzt – und macht diesen Moment unvergesslich.
Gebt heute Nacht alles – bis zum Morgengrauen.
Nutzt diesen Moment in vollen Zügen.
Vielleicht ist dies das letzte Mal, dass ihr – alle 63 Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2025 – gemeinsam tanzt, euch umarmt und dieses einmalige Gefühl der Verbundenheit als Mitschüler und Freunde für immer teilt.

Vielen herzlichen Dank. Muchas gracias.

Prof. Dr. José-Vicente Oliver
Vorstand der Deutschen Schule Valencia

 

Fotos:

  1. Die Abiturienten und Abiturientinnen im Kindergarten
  2. und als Freiwillige bei den Hilfsarbeiten zur DANA, dem schrecklichen Unwetter im Herbst 2024

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